Eine weihnachtliche Mitschreibaktion der
Nürtinger Zeitung

nach dem gleichnamigen Buch von Astrid Nagel



Die Weihnachts-Prinzessin
von Xenia



"Komm sofort her, Klara!", schrie Frau Wagental in aller Frühe. "Was erlaubst du dir eigentlich?"
Ein Mädchen, ungefähr zehn Jahre alt, rannte ins Wohnzimmer eines alten, verfallenen Hauses, das nur noch von ein paar Balken gestützt wurde. Dort wartete auch schon Frau Wagental mit sehr, sehr strenger Mine. Sie ist die Hausbesitzerin. Naja, und Klara ist sozusagen ihr Zimmermädchen. Jemand legte sie eines Nachts vor Frau Wagental ´ s Haustür.
Seit langem hatte Klara einen sehr großen Wunsch: sie wollte die plötzlich verschwundene Weihnachts-Prinzessin Calissa finden. Diese ist am gleichen Tag verschwunden als Klara zu Frau Wagental kam.
"Was ist denn Frau Wagental? Fehlt ihnen etwas?", fragte Klara höflich.
"Mir soll etwas fehlen? Mir? Ich glaube eher dir fehlt etwas. Hier ist noch ein ganzer Haufen Wäsche zu waschen, die Kleidung ist noch nicht gebügelt und du hast den Tisch noch nicht gedeckt! Sofort gehst du in dein Zimmer! Dort bleibst du den ganzen Tag! Verstanden? Gut!", zeterte Frau Wagental voller Wut.
Klara seufzte und senkte den Kopf. In diesem Fall half kein Wiederspruch. Traurig trottete sie in ihr Zimmer dicht gefolgt von Frau Wagental. Klara hörte noch wie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Sie wusste genau warum Frau Wagental so böse war. Sagen wir es mal so: Frau Wagental mochte den Winter wirklich sehr. Als Kind spielte sie fast jeden Tag im Schnee, wenn es welchen gab. Auch alle anderen Bewohner des Dorfes Fantasy liebten den Winter. Früher zauberte die jetzt verschwunden Königin jeden Herbst den Winter herbei. Doch da sie nicht mehr da war, konnte der Winter nie stattfinden. So verpassten alle Bewohner von Fantasy den Winter. Das ärgerte vor allem Frau Wagental. Deshalb war sie so böse und verärgert. Allerdings hieß es, dass die Königin kurz bevor sie verschwand, ihrer Tochter Calissa ihre Weihnachtszauberkraft gab. Man sagt, dass sie im Dorf Fantasy zurückgelassen wurde. Allerdings kannte man in diesem Dorf kein Mädchen namens Calissa. Deshalb gaben die Bewohner die Suche nach der Weihnachts-Prinzessin auf.
Es gab aber noch einen Menschen, der an die Sage glaubte: Klara.
Jetzt stand ein Entschluss fest: Sie wird die Weihnachts-Prinzessin suchen! Und zwar jetzt!
Klara schaute sich in ihrem Zimmer um. Es gab ein Fenster, ein Bett, einen kleinen Tisch, die verschlossene Tür und einen Lüftungsschacht. Viele Fluchtmöglichkeiten gibt es ja nicht. Das Fenster: zu hoch zum rausspringen. Mit dem Bett und dem Tisch lässt sich ja im Moment nichts anfangen. Die Tür: ist ja leider verschlossen. Der Lüftungsschacht: den könnte man eigentlich sehr gut gebrauchen …
Schnell riss Klara das Gitter vom Schacht und krabbelte den dunklen Gang entlang. Auf einmal sah sie das grelle Tageslicht und -schwupp- war sie auch schon auf der Straße vor Frau Wagental ´s Haus. Klara schmunzelte. Was Frau Wagental wohl für ein Theater machen wird, wenn sie erfährt, dass ihr "liebes" Zimmermädchen weg ist?
Schnell rannte Klara zum Dorfplatz. Dort waren viele Leute um einen königlichen Diener versammelt. Sie mischte sich unter die Menge und hörte gespannt zu: " Liebe Untertanen. Die Königin und der König sind wieder hier in Fantasy! Der Grund weshalb sie weg waren ist nicht so wichtig! Hauptsache ist: Sie sind wieder da! Ich bitte alle Bauersleute ein klein wenig von ihrem Obst oder Gemüse in den Königspalast zu bringen. Ihr werdet im Palast von ein paar Dienern erwartet, die das Essen in die königliche Küche bringt. Morgen gibt es eine Feier mit Dinner, Ball und Entspannungsbereich! Alle die zur Feier kommen wollen, sind herzlich eingeladen. Ich verabschiede mich hiermit und wünsche Ihnen noch einen guten Tag!"
Als der Diener weg war, entstand ein riesiger Lärm. Von allen Seiten kam: "Also ich gehe zur Feier!", und, "Oh wie cool!" Klara wusste was sie tun muss. Sie schlich zu einem der Bauernwagen und sprang zwischen ein paar Kartoffelsäcke. Man konnte sie so gar nicht sehen. Auf einmal merkte Klara wie der Wagen losholperte. Nach einer sehr langen Fahrt hielt der Bauernwagen mit einem Ruck an. Klara sah wie ein Diener das Gemüse vom Wagen hob und es wegbrachte.
Plötzlich schrie jemand: "Ein Wurm! In diesem Apfel ist ein Wurm. Entfernen Sie dieses ekelige Geschöpf sofort aus meiner Küche!" Anscheinend war das der königliche Koch. Jedenfalls rannte der Diener zu ihm in die Küche.
Das war der Moment der Wahrheit: Klara sprang vom Wagen und eilte geduckt in einen kleinen abgelegenen Gang. Puh! Niemand hat sie gesehen. Leise ging Klara den Gang entlang. Er schien kein Ende zu haben. Doch da entdeckte sie eine kleine Tür. Schnell drückte Klara sie auf und schlüpfte herein. Sie sah sich um. Klara glaubte es kaum, aber hier waren lauter Sachen von Weihnachts-Prinzessin Calissa. Doch eins verstand sie nicht - an einer Wand hing ein Bild von: Klara als Baby. Das konnte doch nicht sein! Denn das gleiche Bild hat Klara auf ihrem Schreibtisch. Frau Wagental hatte gesagt, dieses Bild sei in dem Korb gewesen mit dem Klara zu ihr kam. Es war das gleiche Bild! Klara und Calissa sind eine Person?
Auf einmal wurde Klara alles klar. Sie war die Weihnachts-Prinzessin! Sie war Calissa!
Klara lief weiter im Raum umher. Dort war ihre Babywiege. Da war ihr Mini-Krönchen. Und dort war ein Kleid, das funkelte und glitzerte wie kein anderes. Sie las den Satz, der auf der Tafel daneben stand: "Dieses Kleid ist für Prinzessin Calissa!"
"Wow!" entfuhr es Klara. Sie war so in Gedanken, dass sie nicht einmal merkte, wie jemand in den Raum kam. Es war die Königin höchstpersönlich! Ein leises: "Ehem!" der Königin lies Klara erschauern. Das Mädchen drehte sich langsam um.
"Was hast du hier zu suchen und wie bist du …", plötzlich stockte die Königin. "Calissa?" flüsterte sie leise. Auch Klara wisperte: "Mama?"
"Calissa!" schrie die Königin vor Freude. "Du bist zurück!"
"Mami, warum hast du mich zu Frau Wagental gebracht? Warum hast du mich versteckt? Warum all das?" fragte Klara.
"Ich werde es dir einfach sagen. Als du ein Baby warst, war ich in großer Gefahr. Böse Menschen wollten meine Zauberkraft stehlen. Ich wollte das natürlich verhindern. Also gab ich dir meine Weihnachtszauberkraft. Außerdem ließ ich dich hier in Fantasy, damit die bösen Leute dich niemals finden. Zusätzlich gab ich dir einen Decknamen: Klara. Aber jetzt ist das alles vorbei und wir konnten wieder zurückkommen. Nur fanden wir dich nicht. Zum Glück hast du uns gefunden. Aber du hast noch eine Aufgabe für heute. Und die ist nicht unbedingt sehr leicht für dich! Du musst den Winter herzaubern!" erklärte die Königin.
"Was? Das kann ich nicht! Niemals!" klagte Klara.
Doch die Königin sagte: "Du bist ab jetzt Calissa! Und du bist die Weihnachts-Prinzessin! Das ist die Chance es zu beweisen und den Winter zu retten! Na, los! Ich werde die Nachricht sofort verbreiten und ab jetzt wird es immer einen Winter geben!"
"Na, gut. Ich werde es versuchen" meinte Calissa! "Na dann mal los. Am besten du ziehst das Funkelkleid dort drüben an. Du wirst toll aussehen!" rief die Königin noch bevor sie schnell davon lief. So etwas hatte Calissa nie für möglich gehalten!
Schnell zog sie sich um und rannte dorthin wo ihre Mutter vorhin entlanglief. Da kam ihr auch schon ein Diener entgegen. Er sprach: "Würden Sie mir folgen, Prinzessin Calissa? Eure Mutter wartet bereits auf Euch."
"Ja, gern!" antwortete Calissa.
"Komm Calissa! Alle warten schon. Schnell!" empfing die Königin ihre Tochter. Dann ging sie auch schon in den Ballsaal.
"Liebe Untertanen! Ich habe sehr erfreuliche Nachrichten! Weihnachts-Prinzessin Calissa ist wieder hier!" verkündete die Königin. Calissa atmete noch mal tief ein und aus, trat ebenfalls in den Ballsaal und stellte sich neben ihrer Mutter.
"Aber, Klara!" hörte man eine Stimme in der Menge rufen. Es war Frau Wagental. "Das kann doch nicht sein. Wie ist das passiert?" stotterte sie.
Die Königin erklärte: "Ich war es, die das Baby namens Klara vor Ihre Tür gelegt hat. Und Sie haben, ohne es zu wissen, die Prinzessin großgezogen. War Frau Wagental denn nett zu dir, Calissa?"
"Naja, das kommt drauf an. Sie will ja nur das alles wieder wird wie früher!" sagte Calissa.
"Na dann meine Kleine! Zaubere den Winter herbei! " rief die Königin.
Calissa war aufgeregt und fröhlich zugleich. Aber eins wusste sie: Sie durfte die Bewohner von Fantasy nicht enttäuschen! Die Königin gab ihr einen weißen, sternförmigen, glitzernden Zauberstab. Sie schwang ihn und es kam tatsächlich ein Schwall Zauberkraft heraus!
Auf einmal fing es an zu schneien! Und wie! Alle Leute jubelten und freuten sich riesig über den Winter! So hatte Klara doch noch ein tolles Leben als Calissa und alle Bewohner von Fantasy waren wieder glücklich!


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