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Der Anfang der Geschichte von Astrid Nagel | ||
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Missmutig starrte Nico aus dem Fenster. Seit sie in diesem öden Kaff angekommen waren, regnete es in Strömen. Was für ein bescheuerter Urlaub. Anstatt mit seinen Freunden in den sonnigen Süden zu fliegen und sich an endlosen Stränden auszutoben, war er dazu verdammt, seine Ferien in Unterwaldhausen verbringen zu müssen. |
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Drei langweilige Wochen auf einem umgebauten Bauernhof lagen vor ihm. Drei langweilige
Wochen mit seiner kleinen, nervigen Schwester Lisa. Nicos Blick richtete sich auf den Himmel. Noch immer war er bleigrau, das Wetter würde sich so schnell nicht ändern. Was sollte er tun? Weiter gelangweilt aus dem Fenster starren? Oder sich ein wenig in der Pension umschauen? Direkt neben seinem Zimmer befand sich eine Rumpelkammer. Vielleicht würde er dort etwas finden, mit dem er sich die Zeit vertreiben konnte. Entschlossen machte Nico sich auf den Weg. Alles war besser, als weiterhin Löcher in den Regenhimmel zu starren. |
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Der Raum, den er kurz darauf betrat, roch muffig. Mehrere nasse
Flecken auf dem Boden zeigten, dass das Dach an einigen Stellen undicht war und den
trommelnden Regen nicht abhalten konnte. Während sich Nicos Augen langsam an das schummrige Licht gewöhnten, erkannte er einzelne Gegenstände, |
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die sich hier in wildem Durcheinander türmten: alte Möbelstücke, zerschlissene Koffer und Pappschachteln, verrostete Gerätschaften des ehemaligen Bauernhofes. Über allem lag eine dünne Staubschicht, die aufwirbelte, sobald Nico einen der Gegenstände berührte. Aus purer Langeweile öffnete er nach und nach sämtliche Kisten, Schachteln und Schränke, doch alle waren entweder leer oder beherbergten nichts als weiteren unbrauchbaren Müll. Nico war so in sein Stöbern vertieft, dass er erschrocken zusammenzuckte, als sich die Tür zur Rumpelkammer plötzlich quietschend öffnete. Eine kleine Gestalt schob sich durch den Türspalt. | ||
"Lisa", fauchte Nico empört. "Was suchst du hier? Spionierst du mir etwa nach?" "Natürlich nicht", entgegnete seine kleine Schwester schnippisch. "Ich wollte nur sehen, was du so treibst." "Das ist Nachspionieren", beschwerte sich Nico. "Na und? Hast du denn etwas zu verbergen? Vielleicht ein heimliches Date? Aber welches Mädchen würde sich schon freiwillig mit dir treffen. Und dann auch noch hier. Iiiih, wie schmutzig alles ist!" |
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Mit spitzen Fingern machte Lisa sich daran, Kisten und Schachteln zu untersuchen.
Doch auch sie konnte nichts Interessantes entdecken. Als Nico gerade enttäuscht die
Rumpelkammer verlassen wollte, stoppte ihn die überraschte Stimme seiner Schwester. "Schau mal Nico, was ich entdeckt habe." Von der geöffneten Tür aus beobachtete Nico, wie Lisa ein graues Tuch von einem großen Gegenstand zog. Ein Spiegel kam zum Vorschein. Ein ganz besonderer Spiegel. Mit seinem goldverzierten, protzigen Rahmen bot er einen ungewöhnlichen Kontrast zu den restlichen wurmstichigen Bauernmöbeln. Lisa versuchte sich im Spiegel zu erkennen, doch eine dicke Staubschicht machte ihn stumpf und nutzlos. Vorsichtig wischte sie mit dem Tuch über die Spiegelfläche. Je mehr Lisa diese vom Schmutz befreite, umso glänzender wurde sie. Schon bald überzog sie ein merkwürdiger Schimmer, der von Sekunde zu Sekunde intensiver wurde. Lisa legte das Tuch zur Seite und betrachtete mit einem glücklichen Lächeln ihr strahlendes Spiegelbild. Doch schon im nächsten Augenblick geschah etwas, das sie entsetzt zurückweichen ließ. |
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Ein Gesicht tauchte im Spiegel auf. Die hässliche, verzerrte Fratze einer uralten Hexe.
Ihre stechenden Augen hefteten sich auf das Spiegelbild von Lisa. Ein schauriges Lachen
erklang, das den Geschwistern eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Kurz darauf ertönte
eine krächzende Stimme: "Welch lieblicher Anblick. So schön. So jung. Komm zu mir, mein
Täubchen." Dünne Krallenfinger griffen gierig nach dem Spiegelbild. |
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Obwohl Lisa selbst vor Schreck wie gelähmt war und reglos auf das unheimliche Geschehen
starrte, bewegte sich plötzlich ihr Spiegelbild. So, als sei es mit eigenem Leben erfüllt.
Abwehrend hob es seine Hände und wich ängstlich vor der grausigen Gestalt zurück. Die Augen
der Spiegel-Lisa suchten verzweifelt nach Hilfe und blieben schließlich an Nico hängen, der
noch immer fassungslos in der geöffneten Tür stand. "Hilf mir", hörte er das Spiegelbild
seiner Schwester flehen. "Bitte, hilf mir". Im selben Moment packten die Krallenfinger der Hexe zu. "Arablaskapio", kreischte sie mit sich überschlagender Stimme. "Arablaskapio". Der Spiegel überzog sich mit feurigroten Schlieren. Sie umhüllten Lisas Spiegelbild und verschlangen dieses in einem zuckenden Flammenmeer. Ein verzweifelter Schrei hallte durch die Rumpelkammer. Mit einem schrillen Zischen verschwand die Hexe - und mit ihr Lisas Spiegelbild. |
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Entsetzt starrte Nico auf den unheimlichen Spiegel. Während er noch ratlos zögerte, stöhnte
seine Schwester auf und sank zu Boden. "Lisa", schrie Nico voller Panik und rannte zu ihr. Verzweifelt schüttelte und streichelte er sie abwechselnd. Doch was auch immer er versuchte, es weckte Lisa nicht aus ihrer tiefen Ohnmacht auf. Aus weiter Ferne drang das triumphierende Lachen der Hexe zu ihm. |
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Was hatte dies alles zu bedeuten, überlegte Nico fieberhaft. Warum hatte die Hexe Lisas
Spiegelbild entführt? Wohin hatte sie dieses gebracht? Und wie konnte er seine kleine
Schwester retten? Ratlos verharrte er einige Minuten vor dem Spiegel. Dann ging ein Ruck durch ihn. Er musste Lisa helfen. Und vermutlich gab es dafür nur einen Weg: Er musste ihr folgen. Wie zuvor Lisa, nahm er das Tuch und rieb damit die Oberfläche des Spiegels. Doch nichts geschah. Wie konnte er Lisa folgen? Wie??? Nico ließ alles, was zuvor geschehen war, nochmals durch seinen Kopf gehen - und plötzlich hatte er eine Idee. Mit einer Mischung aus Angst und Wut stotterte er: "Arablaskapio". Im selben Augenblick überzogen rote, feurige Schlieren den Spiegel. Vorsichtig berührte Nico ihn - und fasste überrascht ins Leere. Mutig geworden streckte er seinen ganzen Arm tief in das lodernde Rot. Im selben Augenblick wurde er von einem unheimlichen Sog erfasst. Nico wirbelte hilflos durch einen schwarzen Tunnel voller zuckender roter Blitze. Sein Flug schien nicht enden zu wollen. Um so erleichterter war er, als er endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen fühlte. Doch als Nico erkannte, wo er gelandet war, verschwand diese Erleichterung mit einem Schlag ... Wo ist Nico gelandet? Wird es ihm gelingen, Lisas Spiegelbild zu finden? Warum hat die Hexe es entführt? Kann Nico es befreien und in seine eigene Welt zurückbringen, um Lisa zu erlösen? Wir sind gespannt auf eure Fortsetzung der Geschichte. |
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