Illustration: Christopher Nagel Xana kannte den Wald. Auf der Suche nach Kräutern, Pilzen und Wurzeln hatte sie viele Stunden gemeinsam mit der Hexenmeisterin hier verbracht. Schon immer war ihr der Wald dunkel und unheimlich vorgekommen, doch heute, ohne Walli an ihrer Seite, schien die Gefahr beinahe greifbar zu sein. Manchmal schreckte leises Rascheln sie auf. Dann wieder meinte Xana, ein verstecktes Tuscheln über ihrem Kopf zu hören oder ein leuchtendes Augenpaar zu sehen, das ihr folgte. Die Furcht trieb sie immer schneller an und so rannte sie schließlich gehetzt den schmalen Pfad entlang, der sie tiefer und tiefer in den düsteren Wald führte. Als sie endlich an ihrem Ziel angelangt war, klopfte ihr Herz wie eine wildgewordene Buschtrommel. Sie fühlte sich total erschöpft. Aber das war kein Wunder, denn Hexen sind es nun mal nicht gewohnt, große Strecken zu Fuß zurückzulegen. Erwartungsvoll schaute Xana auf einen mächtigen Baumstumpf, dessen dunkle Rinde an vielen Stellen von Moos und Flechten überwuchert war. Der Baumstumpf war so groß, dass er Xana um gut zwei Köpfe überragte. So dick, dass es mindestens zehn ausgewachsene Hexen gebraucht hätte, um ihn zu umfassen. Und so uralt, dass niemand sein wahres Alter kannte. Was ihn jedoch so absolut einzigartig unter all den anderen Baumstümpfen des Waldes machte, entdeckte man erst bei näherem Hinsehen: Es war eine Tür, die in sein Inneres führte. Hätte Walli ihr die Tür nicht bei einem ihrer gemeinsamen Ausflüge gezeigt, wäre Xana sicher niemals auf die Idee gekommen, dass dies der Eingang zu jener sagenhaften Wetterwelt war ... |
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